19.10.09

Freude, Tränen, Wut, Liebe - Emotionen


Internationales Kunstprojekt in der Bergstadt uraufgeführt mit Initiative von proArt und Galerie Bananapark

Von
Andrea Luderer-Ostner
Passauer Neue Presse
19.10.2009




Landau.
Große menschliche Gefühle aus dem Alltag, dem Unterbewusstsein, dem zwischenmenschlichen Miteinander gepaart mit Freude, Tränen, Wut, Liebe und vielem mehr. Diese Gefühlsschwankungen, die oft tief in der menschlichen Seele verwurzelt sind, haben internationale Künstler zum Ausdruck gebracht und in Videokurzfilmen verfasst.

Erstmals in Deutschland zu sehen

„Human Emotions“ heißt das Film- und Videoprojekt, das erstmals in Deutschland aufgezeigt wurde. In der Galerie Bananapark in der Straubinger Straße, organisiert durch den Landauer Kunst- und Kulturverein proArt, fand diese Uraufführung am Samstagnachmittag statt.
„Die südafrikanischen Künstlerin Alison Williams war die Initiatorin für dieses internationale Projekt. Sie sammelte 200 Videos“, ließ Jana Riabowa wissen und suchte selber als Leiterin der Galerie Bananapark und Kuratorin diese Kunstprojekts in Deutschland die 15 Kurzfilme aus, die gezeigt wurden.

Für die einzelnen Länder werden Kuratoren ausgewählt, die selbst bestimmen können, welche Anzahl von Filmen in ihrem Land gezeigt wird. Die Konzentration der Zuschauer spielt bei der einstündigen Vorführung eine große Rolle. Jeder Zuschauer empfinde die Filme anders, die zum Nachdenken anregen und viele mit einem offenen Ende anspornen die Gedankengänge weiterzuspinnen. So dauert ein gepfiffenes Zwiegespräch von Behjat Omer aus Kurdistan mit dem Titel „Whistle conversation“, gerade mal zwei Minuten und lässt den Zuschauer einerseits schmunzeln und andererseits nachdenken, wie die Geschichte wohl weitergeht.

Bisher wurden Filme aus dem „Human Emotions“-Projekt in Dänemark, Portugal, Spanien, Georgien, China, Australien und Irland gezeigt und am Samstag erstmals in Deutschland. „Das Projekt ist im Frühjahr unter der Federführung von Initiatorin Alison William gestartet“, erklärten Jana Riabowa und Till Bollwage. Nach den Kriterien von Qualität und Dauer der Filme suchte Jana Riabowa alleine diese 15 Filme aus insgesamt sieben DVDs aus. „Notizen habe ich gemacht und die Filme mindestes dreimal angeschaut“, berichtet sie und erklärt die einzelnen Darstellungen. Der kürzeste Film dauert nur dreißig Sekunden, der längste Beitrag 11:22 Minuten. Auch Initiatorin Alison Williams ist mir ihrem drei Minuten dauernden Kurzfilm vertreten. Eine Großaufnahme von ihrem Gesicht zeigt, wie sich Menschen mit Gedanken selber zum Weinen bringen können. Auf den ersten Blick ist das Gesicht verzweifelt und traurig nach und nach werden die Gesichtszüge verschwommener, die Hände kommen ins Spiel und vor die Augen. Zum Vorschein kommen Tränen die über die Wangen laufen, Mundwinkel die sich verzerren und letztendlich bewegt sich die Darstellerin aus dem Filmausschnitt - als Flucht vor sich selber, vor der Kamera oder vor den Gefühlen, diese Betrachtung sei dem Zuschauer selber überlassen.

Schmerzloser Kampf der Geschlechter

Bei dem Beitrag von Osvaldo Cibils aus Uruguay mit dem Titel „After big bang before big crunch“, ist anfangs eine leere weiße Zweisitzer-Couch zu sehen. Zwei schwarz gekleidete Personen, Mann und Frau, geben sich auf dem Sofa einem schmerzlosen Kampf mit Körperverdrehungen und Windungen, einmal als kleinen Ringkampf, dann wieder beim Geschlechtsakt, hin. Krasses Gegenteil dazu ist eine Beobachtungskamera in einem Ausländerviertel in der Türkei. Der Künstler Hakan Akcura hat eine Kamera einfach nur aufgestellt und die vorbeigehenden Jugendlichen bemerken zufällig die Kamera, albern vorerst etwas zögerlich herum, doch mehr und mehr werden sie mutiger, lassen ihren Gefühlen freien Lauf und „wagen“ sich ganz nach vorne zu einer Nahaufnahme.

Catharsis (Recording one) - 2008 May - 05:26 - Hakan Akçura

Der Betrachter ist bei jedem Beitrag angehalten, sich mit Gefühlen, schönen und traurigen, auseinander zu setzen und das ein oder andere wiederzuerkennen. Die Filme: Glenn Church, USA („Fragility“), Anders Weberg, Schweden („Dejacted“), Cristina Valenca Limera, Spanien („Fear“), Bill Millett, England („The Book“), Behjat Omer, Kurdistan/England („Whistle conversation”), Hakan Akcura, Türkei/Schweden (“Catharsis”), Osvaldo Cibils, Uruguay („After big bang before big crunch“), Alison Williams, Südafrika („Art of tears“), Jenny Vogel, USA („Die Wüste“), Richard Jochum, USA („Mama“), Vienne Chan, Kanada/Hong Kong („The magic flute“), Sue Pam-Grant, Südafrika („Self portrait”), Dave Swensen, USA (“Until death part us”), Masha Yozefpolsky, Irsrael („Deep freeze”), Simone Stoll, Deutschland („Missing you”)

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